Verderber weltweit (in Frakturschrift).

Verderber weltweit

Ein fiktives Familientreffen im Netz

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Verderber in Kroatien

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Geschichte und Verbreitung der Verderbers in Kroatien

Vorbemerkungen und Quellen

Dieser Artikel wurde weitgehend unverändert einer Nachricht entnommen, die von Hrvoje Salopek stammt. Dafür sei ihm herzlich gedankt. Hrvoje Salopek beschäftigt sich mit der Ahnenforschung im Ogulin-Modrusch-Tal (Ogulin-Modruš), welches sich zwischen der Adriaküste und Zagreb von der Stadt Ogulin aus etwa 25 Kilometer nach Süden verbreitet. Die kroatische Stadt Ogulin selbst liegt nur etwa 20 Kilometer südlich der slowenischen Grenze, die vom Fluß Kulpa (slowenisch: Kolpa, kroatisch: Kupa) gebildet wird. 1999 erschien sein Buch „Stari rodovi Ogulinsko-modruške udoline“ („Die alten Geschlechter des Ogulin-Modrusch-Tales“), das später erweitert wurde.

In einer Besprechung des Buches werden die dort behandelten alten Familiennamen genannt. Darunter finden sich Ferderber und Ferderbar, die anderen Schreibweisen des Namens Verderber aber nicht. (Siehe http://www.durham.net/facts/crogen/newsltr7.html.)

Siedlungsgeschichte der Weißkrain und der Gottschee

Das slowenische Gebiet zwischen dem Fluß Kulpa (slowenisch: Kolpa, kroatisch: Kupa) und der Stadt Rudolfswert (Novo Mesto) nennt man Weißkrain (Bela Krajina, Weißes Gebiet), also das Gebiet um die Städte Möttling (Metlika) und Tschernembl (Črnomelj), welches an die Gottschee (Kočevje) angrenzt.

Dieses Gebiet war im Mittelalter hauptsächlich von Kroaten bewohnt. Zur Zeit der größten Türkenkriege flüchteten Tausende Kroaten über die Kulpa ins heutige Slowenien, und dort hauptsächlich in die Weißkrain (Bela Krajina). Ihre Absicht war, in diesem Grenzgebiet zu Kroatien zu bleiben, um eventuell, wenn sich die Kriegslage beruhigt hätte, wieder in ihre Heimat zurückzukehren. Deswegen war die Bela Krajina meist von Kroaten bewohnt, außer natürlich das Gottscheer Gebiet, welches hauptsächlich von Deutschen bewohnt war.

Bis etwa Ende des 19. Jahrhunderts war die kroatische Volksgruppe in der Weißkrain (Bela Krajina) die größte, aber allmählich wurde sie slowenisiert. Noch heute deuten viele Nachnamen in Slowenien auf die ehemalige große kroatische Minderheit hin; zum Beispiel sind die Nachnamen mit der Endung „–ić“ (slowenisch: „–ič“, deutsch: „–itsch“) typisch kroatisch. Viele Kroaten wurden in der Gottschee germanisiert; darauf deuten auch viele Nachnamen hin. Als Beispiel seien Nachnamen erwähnt, die besonders auch für das Ogulin-Modrusch-Gebiet typisch sind: Agnitsch (Jagnjić), Gerdaschitsch (Grdešić), Jurkowitsch (Jurković), Kobetitsch (Kobetić), Majetitsch (Majetić), Marinitsch (Marinić), Maurin (Movrin), Michallewitsch (Mihaljević), Osanitsch (Ožanić), Paulitsch (Pavlić), Preiditsch (Brajdić) und so weiter.

Als sich die Türkenkriege im 17. Jahrhundert etwas beruhigt hatten, kehrten viele Kroaten aus der Weißkrain (Bela Krajina) nach Kroatien zurück. Darunter waren auch einige slowenische und Gottscheer Familien.

Verbreitung der Verderbers in Kroatien

In Kroatien verbreiteten sich die Verderbers vor allem unter dem Namen Ferderber, teils auch Ferderbar.

Die Verderbers wurden bereits Ende des 16. Jahrhunderts in Kroatien erwähnt. In einem Urbarium aus dem Jahr 1590 wird der Untertan und Ansiedler Jure (Georg) Ferderbar im Dorf Brod Moravice erwähnt, welches nur etwa fünf Kilometer von der Kulpa und damit der Grenze zu Slowenien entfernt ist. Später entwickelte sich in dieser Gegend, im Dorf Kupiak (Kupjak) – etwa 30 Kilometer südlich von Gottschee –, eine kleine Ansiedlung von Verderber-Familien. 1948 gab es dort sechs Familien mit den Nachnamen Ferderbar.

Ins Ogulin-Gebiet kam eine Verderber-Familie Ende des 17. Jahrhunderts. Sie wird das erste Mal in den Grundbüchern aus dem Jahr 1775 erwähnt – der Hausherr war Jure Ferderber in Ogulin.

Ins Ogulin-Gebiet übersiedelten außer den Verderbern noch folgende Gottscheer: Kordiš/Kordisch, Šute/Schutte und Kesner/Köstner.

Die Oguliner Ferderber emigrierten zum Teil Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts in die Vereinigten Staaten von Amerika. (Siehe Die Auswanderer nach Amerika.)

Heutzutage gibt es keine Ferderbers in Ogulin mehr. In Kroatien gibt es heute fast 70 Ferderber-Telefonbucheinträge (siehe http://www.tportal.hr), die meisten davon in der Hauptstadt Zagreb und überhaupt in Nordkroatien. Zum größten Teil stammen sie von den Ferderbers aus Ogulin oder Kupiak (Kupjak) ab.

Vlado Ferderber aus Kupiak und das Dritte Reich

Vlado Ferderber aus Kupiak (Kupjak) scheint bisher der einzige Verderber zu sein, welcher während des Dritten Reiches in ein Konzentrationslager kam, ohne zum jüdischen Familienzweig zu gehören. Er war wie seine ganze Familie katholisch.

Der kroatische Ort Kupiak (Kupjak) gehörte (zumindest damals) zum Kreis Delnice und liegt etwa 30 Kilometer südlich von Gottschee (Kočevje) und etwa 40 Kilometer östlich von Rijeka (Fiume).

Vlado Ferderber wurde am 5.7.1926 in Kupiak geboren und war wohnhaft in Kupiak Nr. 127, als er verschleppt wurde. Er landete als jugoslawischer Schutzhäftling mit der Häftlingsnummer 56310 am 11.10.1943 im Konzentrationslager Dachau (westlich von München, weitere Informationen unter KZ-Gedenkstätte Dachau). Dort war er auch nicht als Jude vermerkt. Von dort wurde er am 31.10.1943 an das Konzentrationslager Buchenwald (10 Kilometer nördlich von Weimar, weitere Informationen unter KZ-Gedenkstätte Buchenwald und Mittelbau Dora) überstellt. (Quelle: Dachauer Liste, Seite 1393/Fa.; siehe http://www.jewishgen.org/databases/holocaust/ mit Suchbegriff „Ferderber“).

Nach Auskunft seiner Großkusine Anna Tripić überlebte er und kehrte nach Kupiak zurück. Er heiratete und bekam Kinder und Enkelkinder. Er arbeitete als Lehrer, und obwohl er einige sichtbare Narben aus seiner Zeit in den Konzentrationslagern hatte, konnte er nach dem Krieg ein „normales“ Leben führen.

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